Kein Vergeben, kein Vergessen!

Edith Belz
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DIE LINKE gedenkt der Opfer der Shoa am Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938.

Am Jahrestag der Reichspogromnacht, dem 9. November 1938, gedenkt DIE LINKE in Delmenhorst der Opfer.

Auch der Boykott in Delmenhorst wurde erfolgreich durchgeführt

Gegen 10 Uhr rückte am Sonnabend die SA und SS vor jüdische Geschäfte und forderte die Kauflustigen durch einige aufklärende Worte, Handzettel und Plakate auf, jüdische Geschäfte zu meiden. Hunderte von Menschen hatten sich eingefunden, um den Abwehrmaßnahmen beizuwohnen. Man konnte feststellen, daß gerade Angehörige der SPD und KPD trotzdem versuchten, in den Geschäften zu kaufen. Als daraufhin die SA mit Kameras bewaffnet anrückte, brachte kaum noch einer den Mut auf, in die Geschäfte hineinzugehen. Wie uns mitgeteilt wird, sollen am Freitag die jüdischen Geschäftsinhaber ihre Bekannten und Freunde aufgefordert haben, auf jeden Fall am Tage des Boykotts zur Empfangsnahme einer guten Zigarre in ihrem Geschäft zu erscheinen.

Jüdischen Viehhändlern wurde alsbald der Zugang zu den Viehmärkten versperrt.

Zu den ersten Auswanderern gehörte die reichste jüdische Familie in Delmenhorst, die Familie Kuflik. In den Folgejahren verließen weitere Familien die Stadt; die meisten emigrierten nach Übersee.

Im Herbst 1938 befanden sich in Delmenhorst noch elf Betriebe in jüdischem Besitz.

Während der Pogromnacht im November 1938 wurde auf Befehl des hiesigen NSDAP-Kreisleiters Gustav Sturm die Synagoge in Brand gesetzt und dabei stark beschädigt.

Um das Feuer zu entfachen, wurden Benzinkanister in das Synagogeninnere geworfen. Die von Nachbarn alarmierte Feuerwehr wurde an der Brandbekämpfung gehindert; sie durfte nur die nebenstehenden Häuser schützen.

16 jüdische Männer wurden in Haft genommen; bis auf zwei wurden die Festgenommenen von Oldenburg in einem Sammeltransport ins KZ Sachsenhausen verfrachtet. Nach der „Reichskristallnacht“ musste die jüdische Schule in Delmenhorst geschlossen werden; die wenigen Schüler fuhren dann täglich in die Schule nach Oldenburg, die noch bis 1940 weiterbestand. Alle noch bestehenden jüdischen Geschäfte wurden in den Folgewochen „arisiert“ bzw. liquidiert. Da die jüdische Gemeinde nicht mehr zahlungsfähig war, fiel ihr einziger Besitz - das Synagogengrundstück an der Cramerstraße - an die Gläubigerin, die Landessparkasse zu Oldenburg, die es an einen Privatmann verkaufte.

Ende des Jahres 1939 lebten nur noch ca. 20 jüdische Einwohner in Delmenhorst; im Zusammenhang der „Evakuierung“ der Juden Ostfrieslands und Oldenburgs (April 1940) mussten die noch verbliebenen die Stadt verlassen.

Im November 1941 wurden 35 Delmenhorster Juden in einem aus Bremen abgehenden Sammeltransport ins Ghetto Minsk deportiert; nur einer soll überlebt haben. Delmenhorster Juden wurden auch nach Theresienstadt "abgeschoben". Mindestens 75 Angehörige der Delmenhorster Gemeinde sind Opfer der Shoa geworden.

Nach Kriegsende kehrten lediglich drei Jüdinnen nach Delmenhorst zurück.

Im März 1949 verhandelte das Oldenburger Schwurgericht gegen die damals noch lebenden beiden mutmaßlichen Brandstifter der Delmenhorster Synagoge. Die Angeklagten wurden freigesprochen.

 

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